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Gerhard Domagk – ein Pionier der Infektionsforschung

In diesem Video wird eine Zeichnung gezeigt (14:38), die neben einer Grußbotschaft Domagks die Unterschrift Walther Schultzes trägt, Mitarbeiter Domagks, Gießener Hautklinikchef und aktiver Nationalsozialist. Der Biograf Domagks, E. Grundmann, der diese Bekanntschaft unterschlägt, schneidet die auch in seinem Buch publizierte Zeichnung so, daß die Unterschrift Walther Schultzes nicht erscheint (Grundmann E (2001) Gerhard Domagk – Der erste Sieger über die Infektionskrankheiten. LIT, Münster, S 120).

Weitere Dokumente:

Briefwechsel Domagk-Henschen Okt./Nov. 1939

Vier der 5 Briefe (12.10. D an H, 21.10. H an D, 27.10. H an D, 9.11. D an H) stammen aus dem Henschen-Nachlaß. Einzig Ds Brief vom 29.10. befindet sich bei den von der Gestapo  beschlagnahmten Unterlagen im Hause Domagk, die im Zusammenhang mit der erfolgten Nobelpreisverleihung (26.10.) von Hitler in der Nacht des 17.11. angeordnet worden war. Generell lassen sich nur sehr spärlich von D verfasste Briefe in Archiven finden. Es muss noch Brief von H vom 28.9. existieren, der D erst im November erreicht und in dem er um eine Photographie von sich gebeten wird (9.11.). Zur gleichen Zeit – 29.9. – telegraphiert die Deutsche Gesandtschaft in Stockholm an das Auswärtige Amt wegen einer etwaigen Nobelpreisverleihung an Deutsche [Almgren B (2017) Der Nobelpreis – ehrenvolle wissenschaftliche Auszeichnung oder unfreundlicher Akt? Wissenschaft zwischen Integrität und Anpassung. In: It’s Dynamite! Der Nobelpreis im Wandel der Zeit. Cuvillier, Göttingen 2017, S. 28]. Dessen ungeachtet, hat D mit seinem Brief vom 12.10. eine Photographie von sich mitgeschickt [telefonisch erbeten (?)]. H kommt in seinem Glückwunschbrief vom 27.10. darauf zu sprechen: Wahrscheinlich haben Sie schon damals verstanden, worum es sich handelte, als ich Sie bat, mir ein Bild von Ihnen zu senden…. H vermutet, dass schon damals D geahnt habe, dass der Wunsch nach einer Photographie in Zusammenhang mit der Nobelpreisehrung stehen könnte. Ds Dankesbrief vom 29.10. an H nach der Nobelpreisvergabe vermittelt nur Ds Dank und Überraschung. H, Kollege als Professor für pathologische Anatomie in Stockholm und ihm langjährig bekannt, fiel als Mitglied des Nobelkomitees die Aufgabe zu, Nobelpreisverleihungen an deutsche Wissenschaftler zu ermöglichen, dass diese trotz Hitlers Verbot die Preise dennoch annehmen könnten. Nils Hansson zählt H zu den zuverlässigsten schwedischen Nationalsozialisten. Wie um dies zu bestätigen, erwidert H in seinem Brief vom 21.10., dass er Hitlers Rede, die ihm D im Wortlaut zugesandt habe (12.10.), bereits kenne. Diese Rede Hitlers in Danzig, die – so kann man annehmen – D imponiert hat, ist in Ds Brief an Hitler vom 8.11. eingeflossen (s. Abb. 13 in Domagk II). Nach dem Krieg wird durch die Heirat von Ds Tochter mit dem Neffen von H aus der kollegial-freundschaftlichen Beziehung eine verwandtschaftliche.

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Postkarte von Domagk an Gruber 18.07.1945

Diese Postkarte stammt aus der Korrespondenz Domagk-Gruber. Sie beginnt damit, obwohl beide schon länger miteinander bekannt sind. Gruber, SA und NSDAP, ist Pathologe in Göttingen und korrigiert nach dem Krieg Ds „Pathologische Anatomie und Chemotherapie der Infektionskrankheiten“. Gruber an Henschen, mit dem  er befreundet ist, am 1.9.1939: …ich hoffe, daß Ihr das Deutsche Reich nicht wie so viele andere für einen Staat barbarischer Art haltet. Ich kann nur sagen, es ist ein ordentlicher Staat voll Willen zum Guten, er steht aber im Gegensatz zu einem Kreis von Gegnern, lügnerischen Widersachern, die es lieber sehen, wenn das Pulver blitzt als in zuverlässiger Art auch unsere Lebensprobleme in Rechnung zu stellen und dementsprechend sich mit uns zu vertragen (SUB Göttingen, Cod_Ms_Gruber_1_1_125.pdf).  Die Postkarte ist ein erstes Lebenszeichen von D an G seit seiner von den Amerikanern verfügten Festsetzung in seinem Sommerhaus in Holstein. Er war zu diesem Zeitpunkt noch hoffnungsvoll, bald nach Wuppertal zurückkehren zu können. Dass sich seine Rückkehr trotz Intervention seiner Vorgesetzten bis Anfang November  1945 hinziehen sollte, ahnte er noch nicht. Zu der Festsetzung war es gekommen, weil D es nicht geschafft hatte, rechtzeitig einen Zug nach Wuppertal zu erreichen. Möglicherweise war D nicht oder nicht nur für die IG Farben seit Mitte März 1945 unterwegs, denn für die Zeit von Mitte März bis Anfang November  – seine Abwesenheit in Wuppertal – zahlt ihm sein Arbeitgeber nur die Hälfte seines Gehalts.

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Georg B. Gruber an Folke Henschen 1.9.1939

Grubers Haltung zum Nationalsozialismus bei Kriegsbeginn

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Arbeitsberichte 1942/43, Albert-Jesionek-Krankenhaus Gießen und Köbberling

Genaue, zuordenbare Dokumente zu den Tuberkulostatica sind im Bayer-Archiv nicht leicht zu finden. Es existieren nur die Jahresarbeitsberichte von 1942 und 1943. In ersterem ist die Rede von dem ersten synthetisierten, tuberkulostatisch wirksamen Thiosemicarbazon des Benzaldehyd vom November 1941. Im Jahr 1942 führt Domagk 3 wirksame Thiosemicarbazone an, u.a. das des 2-Furaldehyds (Be 1148) und des p-Pyrrolidin-benzaldehyd (Be 1150)., das wegen chemisch schwerer Zugänglichkeit durch das Thiosemicarbazon des o-Ntrobenzaldehyd (Be 1166=P 309) ersetzt wurde, das allerdings erst Anfang 1943 synthetisiert wurde. Im „MEP-Puder Be 1166“ ist es zu gleichen Teilen zugesetzt; dadurch wurde es gelb. Das später als Conteben bekannte Thiosemicarbazon des p-Amidoacetyl-benzaldehyd ist im April 1943 hergestellt worden (Sdt 1047=P 698), mit dem noch im Krieg in-vivo-Versuche und wohl auch klinische Tests – nicht dokumentiert – durchgeführt wurden.
Es besteht wenig Interesse von Seiten der Bayer AG Klarheit über die Tuberkulostaticaforschung während des Kriegs zu schaffen, im Gegenteil wird alles dafür getan, um jene Forschung erst nach dem Krieg beginnen zu lassen. So gilt gemeinhin 1946 oder 1947als das Jahr der Entdeckung der tuberkulostatischen Wirksamkeit von Conteben. Noch in der ersten Veröffentlichung über die Thiosemicarbazone nach dem Krieg, Naturwissenschaften 1946 (erschienen Juni 1947) , werden deren Patentanmeldungen 1943/44 mit Nummern aufgeführt, obwohl nach dem Londoner Abkommen vom Juli 1946 alle deutschen Patente jedermann (öffentlicher Besitz) zugänglich sind [s.auch den betreffenden Ausschnitt aus Köbberling J (nach 2006)].
Die Ergebnisse aus dem Albert-Jesionek-Krankenhaus beweisen die klinische, lokale (?) Testung eines Thiosemicarbazons, gelber Farbe, unter dem Gießener Hautklinikchef Walther Schultze, einem Naziaktivisten und später verleugneten und verschwiegenen Mitarbeiter von Domagk. Die Versuche liefen mit den Marfanilkörpern ro/gelb. Sie sind der einzige, bisher gefundene Beweis für klinische Versuche der neuen Stoffgruppe der Tuberkulostatica inmitten des Kriegs. Die Behandlung einer Patientin mit Drüsentuberkulose, die mit 540 Tagen Dauer angegeben wird, hat nicht mit dem gelben Marfanil statt gefunden, denn Be 1166 war zu Beginn dieser Behandlung nicht synthetisiert. Der Behandlungserfolg der beiden Marfanilpuder wird nicht mitgeteilt. Für die 1946/47 durchgeführten klinischen Versuche mit Conteben in der Klinik Hornheide bediente Domagk sich der Expertise von Walter Schultze.

(Auf dem Blatt mit Domagks Unterschrift vom 30.1.1943 ist die Strukturformel von Be 1150 nicht korrekt aufgezeichnet: es handelt sich korrekterweise um einen Pyrrolidinring – C4H8N-, das ist ein durchhydrierter Pyrrolring – C4H4N-.)

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Dieses Dankschreiben von Karl Astel zeigt, dass sich hohe Nazifunktionäre an Domagk wendeten und Hilfe bekamen.

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Ein Schreiben der „Bayer“, Wissenschaftlichen Abteilung Pharma, Leverkusen, das Domagk über einen tödlichen Zwischenfall bei der Erprobung von Conteben in der Landeskinderheilstätte Mammolshöhe informiert und ihn zu einer
dringenden Kontaktaufnahme zu dem dortigen Chefarzt und Versuchsleiter Werner Catel auffordert.

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Hörlein(H)-Kuhn(K)

Ein Antwortschreiben Hs, Domagks Vorgesetztem, auf den Wunsch von K, Domagk als Nachfolger Ludolf Krehls nach Heidelberg in das Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung zu berufen

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Siegmund(S)-Domagk(D)

Ein Schreiben des Verfechters des „Totalen Kriegs“, Rektors und Initiators der Verleihung des Ritterkreuzes an D und der Ehrendoktorwürde am 30.1.1945

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Aktennotiz 1945/46

Hier handelt es sich wohl um eine Aktennotiz aus Domagks Personalakte, die Auskunft gibt über Grund und Dauer seiner Abwesenheit von Wuppertal in der Zeit vom 18.3. bis 3.11.1945. Was heißt hier kriegsnotwendige Reise?

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Briefwechsel Bosse(B)-Domagk(D) 1944

In den beiden ersten Briefen gibt sich B als ein nach den NS-Rassengesetzen verfolgter Nichtarier zu erkennen. Sein zweiter Brief ist drei Wochen vor seiner Verhaftung am  21.7.1944  geschrieben worden. Auffallend ist der von B D unterstellte Zugang zum Reichsgesundheitsführer Conti und dem Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen Karl Brandt (D seit mind. Juni 1942 persönlich bekannt; Ordensverleihung durch Brandt am 13.4.1944). Der 3. Brief vom 16.10.1944 fällt deutlich aus dem Rahmen: handschriftlich, nicht auf eigenem Briefpapier, kein Chefarzt mehr, fremde Anschrift. B nach dem Krieg: …Nach der Haft wird B. durch die Gestapo zur Organisation Todt gebracht. Sonderdienstverpflichtung im Rahmen der sog. „B-Aktion“. Einsatz als Arzt zur Behandlung von nur Ausländern, dies unter Aufsicht und ohne die Berechtigung, z.B. ein Rezept zu schreiben. Die Gestapo rät Dr. Bosse, sich von seiner 1906 geheirateten Frau scheiden zu lassen. Die Ablehnung dieses Ansinnens wird mit der Degradierung zu noch geringerer Tätigkeit beantwortet und mit fortdauernder Anfeindung…(unterstrichen i.O., DS). Von D gib es keine Äußerung in seinen Erinnerungen oder Veröffentlichungen über Bs Schicksal, seines ehemaligen Mitstreiters bis 1944, geschweige denn über Bs Frau Käte, die im Dezember 1944 im KZ Ravensbrück ermordet wird. Genauso wenig findet D Worte zum Schicksal seines Freundes, des Internisten Philipp Klee, Klinikchef in Wuppertal und seiner Frau Flora Klee-Palyi, einer bedeutenden Lyrikerin und Übersetzerin, die ebenfalls unter die NS-Rassengesetze fallen und deswegen auch vielen Verfolgungen  ausgesetzt sind.  Dass das Schicksal der beiden „privilegierten Mischehen“ so unterschiedlich ist, hängt damit  zusammen, dass die „Mischehe“ Bs entprivilegiert und kriminalisiert wurde, indem lokale Nationalsozialisten Wittenbergs eine Verbindung zu dem 20.7.1944  konstruierten, die sie in den Verhören vergeblich nachzuweisen suchten. Einzig Ds Biograf Grundmann erwähnt Ds Hilfe für Philipp Klee und Flora Klee-Palyi gegen die Verhaftungswellen. Auch in den Erinnerungen von Philipp Klees Nachfolgern (zB Jahnke K, Köbberling J) sucht man vergeblich Hinweise dieser Art. Die im Rahmen von Ds Verhaftung am 17.11.1939 eingeholte Auskunft  über seine „Zuverlässigkeit“ ist da ganz eindeutig: …steht heute voll auf dem Boden des Nationalsozialismus. In seinen Entnazifizierungsakten 1945/46 hebt er hingegen nur auf seine „Gestapohaft“ ab, nicht jedoch auf eine Unterstützung der „Mischehe“ Klee.

Von D geschriebene Briefe an B sind bisher nicht im Bayer-Archiv Leverkusen gefunden worden.

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Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 011942

Eine einführende Rede des Leiters des neu geschaffenen Amts für Wissenschaft des NSD-Dozentenbund der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Professor Richard Götze. Zur Tierärztlichen Hochschule Hannover bestehen mindestens seit Domagks Einladung des NS-Dozentenbunds, Mitte 1942, intensivere Beziehungen. Richard Götze (1890-1955), berühmter Veterinär und dem Reichsveterinärführer  und Duzfreund Hitlers Friedrich Weber freundschaftlich verbunden, hatte in seiner Funktion als Leiter des „Amt für Wissenschaft“ eingeladen. Domagk ist diese Einladung in seinen Erinnerungen erwähnenswert. Wohl von daher rührt Domagks Bekanntschaft mit dem Botaniker Siegfried Strugger, der ab 1949 in Münster lehrte.

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Gebhardt an Domagk Juli 1942

Karl Gebhardt, „Oberster Kliniker beim Reichsarzt-SS“ (1943) und Leibarzt Himmlers (1943), bestellt und bedankt sich bei Domagk für die  Zusendung von Marfanilpräparaten und zweier Zerstäuber nach Schmick, der einen Bayer-Zerstäuber optimiert hatte, einem SS-Obersturmbannührer und Chirurgen, der im KZ Sachsenhausen Lagerarzt gewesen war, danach in Gebhardts Klinik in Hohenlychen gearbeitet hatte, bevor er am Ostfeldzug teilnimmt. 1942/43 korrespondiert er regelmäßig mit Domagk. Die Bestellung von Gebhardt erfolgt etwa Mitte Juli 1942 kurz vor Beginn der Ravensbrücker Menschenversuche, wozu ihm die Heeressanitätsinspektion geraten hatte. Gebhardt als entschiedener Gegner einer Sulfonamidbehandlung von Wundinfektionen dürfte in seiner Klinik keine Sulfonamide vorrätig halten, die für eine Behandlung infrage kommen. Der Marfanilpuder kommt erst im August zum Einsatz, da sich der artifiziell erzeugte Gasbrand mit schweren Symptomen an Häftlingsfrauen (!) nicht so leicht wie erhofft herstellen ließ.

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Militärärztliche Tagung 10/43

Die militärärztliche Tagung nimmt in Domagks Lebenserinnerungen breiteren Raum ein. Im illustren Rahmen, mit illustren Vorrednern. Zum geselligen Abend schreibt er: …es vereint uns ein erfreuliches, kameradschaftliches Beisammensein…

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Loebell war nach Grundmann eng befreundet mit Domagk. Loebell: nach Klee SA-Sturmbannarzt (1933). NSDAP (1937), NSDDB (1937), NSDÄB (1935); Klinikdirektor (1938), Ordinarius (1941); Dekan (1940/41), Rektoratsvertreter (1941-43). Entnazifiziert: …entlastet, harmloser Mitläufer.

Die Postkarte zeugt von Loebells, aber auch Domagks Reisetätigkeit ins faschistische Ungarn unter Miklós Horthy. Domagk war dort kein Unbekannter: im März 1939 wurde ihm in Szeged die von-Klebelsberg-Medaille verliehen.

Árpád Gyergyay (1881-1952) war ein auf dem HNO-Gebiet bedeutender, forschender Arzt; 1943 Lehrer an der Universität Klausenburg.

Mit Mark ist Robert N. Mark (1898-1981) gemeint, der als internistischer Oberarzt der Universitätsklinik Münster Sulfonamide bei Lungenentzündungen konsequent nach Maßgabe der Vergleichende(n) Therapie (Martini, Gutzeit) am Standortlazarett Münster untersucht. Wegen „nichtarischer“ Abstammung an Universitätskarriere gehindert, wohl lancierte Anzeige aus dem Physiologischen Institut (Direktor E. Schütz, verstrickt in Menschenversuche) kurz nach Kriegsende endet mit Freispruch, jedoch in der Universität Münster nicht erwünscht.1948 Ordinarius in Rostock. Loebell muss wohl während des Kriegs eine „mäßigende“ Hand über Mark gehalten haben.

Was hinter Loebells Gratulation zum Koch-Preis sich verbirgt, muss offen bleiben – Preis zur Bekämpfung der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit Königsberg?

1952 schlägt Loebell Domagk für einen zweiten Nobelpreis vor.

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Hans von Euler-Chelpin (1873-1964), selbst Chemie-Nobelpreisträger 1929, gehörte dem Nobelkomitee an und war 1939 in die Verleihungen an die beiden deutschen Chemiker Kuhn (für 1938) und Butenandt involviert. Noch 1937 hatte er durch Vorsprache bei Göring vergeblich versucht, Hitlers Verbot – Deutsche dürfen keinen Nobelpreis annehmen – zu verhindern.

Das Deuterium bzw. schwere Wasser benötigt er für seine wissenschaftliche Forschung, auch nach seiner Emeritierung 1941, wohl zur Synthese von Verbindungen, bei denen ein oder mehrere Wasserstoffe durch Deuterium ersetzt sind. Die Photokopien betreffen wohl Domagk nicht zugängliche, ausgesuchte ausländische Forschungsliteratur.

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Schmick(S)-Domagk(D) 1942/43

S (1909-1982) ist 1942/43 Korrespondenzpartner von D (zu S siehe Dokument Gebhardt an Domagk). Ergänzende Angaben zu S: SS Mai 1933. NSDAP (1935).  Im KZ Sachsenhausen bis mindestens November 1939 SS-Lagerchirurg sowie 1. Lagerarzt und an den Lost-Versuchen beteiligt. Hiervon resultiert die Freundschaft zu Rudolf Höss und dessen Familie. Ab Oktober 1943 bis zum September 1944 in der Chirurgischen Universitätsklinik Jena und an Medizinversuchen im KL Buchenwald führend beteiligt. Danach ab Dezember 1944 Chefarzt im SS-Lazarett Garmisch-Partenkirchen und dort in Kriegsgefangenschaft geraten und bis 1948 interniert. Von Juli bis September 1951 in Untersuchungshaft. Juristisch nie belangt. Bis 1981 als Chirurg tätig  (Pukrop M (2015) SS-Mediziner zwischen Lagerdienst und Fronteinsatz. Die personelle Besetzung der Medizinischen Abteilung im Konzentrationslager Sachsenhausen 1936–1945. Dissertation, Universität Hannover, S. 583/584).

S erwähnt seine Kontakte zu Karl Brandt und dem Blutordenträger Julius Schaub, besonders zu dem ihm lange bekannten Chirurgen Karl Brandt, dem Bevollmächtigten (Hitler direkt unterstellt) für das Sanitäts- und Gesundheitswesen und ranghöchsten NS-Mediziner.

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